Schulreformen – ein Plädoyer für sachliche Debatten

Wie zukunftsfähig ist unsere Schule? Diese Frage kann ich nicht beantworten. Weder fühl ich mich dazu kompetent genug, noch ist mir klar, wie die Zukunft genau aussehen wird. Aber trotzdem, gibt es in diesem Land erstaunlich viele, die anscheinend ganz genau wissen, was dereinst einmal für ein Bildungsrucksack erforderlich sein wird. Bildungsreformen werden mit grosser Skepsis betrachtet und mit Hilfe direktdemokratischer Mittel immer wieder verhindert. Was bei uns gut war, wird auch in Zukunft gut sein, möglichst nicht viel ändern, scheint die Devise zu sein. Es hat sich ja bewährt.

Reformitis, Bildungsbürokraten, Staatskinder, ‚der Lehrplan 21 ist ein Monster‘, schnell hat man dann auch noch ein paar passende polemische Ausdrücke und Phrasen gefunden, um die Reformpläne abzuschmettern. Anstatt sachlich zu diskutieren wird politisiert. Ausbaden werden das aber nicht die, die die Entscheide fällen – sondern zukünftige Generationen. Denn Bildungspolitik ist in hohem Massen eine Langfristpolitik: Was wir den Kindern von heute und morgen mitgeben, wird die Gesellschaft der Zukunft massgeblich prägen.

Bildung wird zum Spielball der Politik. Einer Politik, die in diesem Land von den älteren Semestern klar dominiert wird. Von Menschen, die eine ganz andere Vorstellung haben, von dem was Bildung soll, kann und muss als die Menschen, die sich damit tagtäglich auseinandersetzen, dazu forschen und/oder an daran beteiligt sind.

Vieles von dem, was Expertinnen und Experten sagen, macht für mich Sinn: Zum Beispiel die Individualisierung des Unterrichts, wonach jedes Kind seinen Möglichkeiten entsprechend gefordert wird. Oder auch die Orientierung an vielfältigen Kompetenzen und nicht nur die einseitige Belohnung von Fleiss mit guten Noten. Jede und jeder soll motiviert werden, ihre/seine Potentiale maximal auszuschöpfen, und sich so im späteren Leben den Möglichkeiten entsprechend produktiv (auch individuell, ideenreich, selbständig, kreativ) in die Gesellschaft einfügen können. Moderne Lern- und Schulkonzepte orientieren sich an diesen Zielen.

Jedes Kind, dass in Folge überholter Schulkonzepte abgehängt oder demotiviert wird und deshalb zu wenig in seine Bildung investiert, ist eines zu viel. Reformen, die hier Besserung  versprechen, sind zu prüfen. Man muss sie nicht ungeschaut einfach gutheissen. Aber zumindest angebracht wäre, über die Schule der Zukunft, ihre Ziele und Aufträge, sachlich zu diskutieren. Für Polemik, politisches Geplänkel und dergleichen steht hier einfach zu viel auf dem Spiel.